Ist die gegenwärtige Krise in Wirklichkeit eine große Liebesgeschichte? Diese wunderbar zärtliche Frage stellt der Filmemacher Velcrow Ripper in OCCUPY LOVE jedem, dem er auf seiner Reise zu den Protestschauplätzen dieser Welt begegnet. Egal ob Evo Morales, dem Präsidenten von Bolivien, der Bestsellerautorin Naomi Klein oder den Aktivisten auf dem Tahir Platz, Puerto Del Sol oder im Zuccotti Park.
Die Antworten reichen von einem herzlichen Lächeln, zu einem entschlossenen Ja! Die scheinbare Naivität seines Roten Fadens bringt die Menschen dazu, in klaren, warmen Worten zu beschreiben, wo sie Probleme sehen und wie sie Hoffnung schöpfen. Die zehn Dollar für den Download lohnen sich also. Wäre spannend zu hören, was all die Banker, Politiker und Wirtschaftsbosse auf diese Frage antworten.
Tumblr für den Körper
Coco Chanel hat mal mit ein bisschen schwarzem Stoff die Modewelt revolutioniert. So einfach wie damals ist das heute nicht mehr. Ob und wie es noch einmal gelingen kann, erzählt THE NEXT BLACK. Der britische Ableger des Technikproduzenten AEG hat in dieser Dokumentation über die Zukunft der Mode seine Finger mit im Spiel und so abgefahren technologisch sind auch die Innovationen, die vorgestellt werden: Smart Clothes – kluge Kleidung, die deine Köperperformance liest – oder Biocouture – Klamotten aus dem Reagenzglas.
Die durchweg britischen Designer und Entwickler preisen ihre Stücke als den letzten Schrei und gleichzeitig auch hier und da als die Rettung der Welt. Biocouture beispielsweise klingt auch wirklich wie eine gute Idee. Aus Zucker, grünem Tee, Hefe und ähnlichem wird im Labor passgenaue Mode entwickelt. Kein Schnittabfall, keine riesigen Baumwollplantagen mehr und auch Nylon aus Erdöl könnte der Vergangenheit angehören. Aber wirklich glauben kann man diese Zukunftsutopie nicht. Dann schon eher ein „Tumblr für den Körper“. Ein Kleid, das wie eine Projektionswand Struktur, Farbe und Muster wechselt. Wenn dann jeder nur noch eins davon hat, wäre der Moderausch gestoppt. Das klingt aber so unwahrscheinlich wie das Seifenblasen-Kleid von Lady Gaga als Massenware. Toll aussehen tut’s trotzdem – genau wie diese Dokumentation.
Bikini Revolution
Viel tiefer in die Modewelt und das, was sie bewegt, nimmt uns DIANA VREELAND – THE EYE HAS TO TRAVEL. Vreeland war langjährige Chefredakteurin der Vogue. Sie war aber auch Modeberaterin von Jacky Kennedy, Freundin von Coco Chanel und kannte sie letztlich alle: Jack Nicolson, Andy Warhol, Cher, Mick Jagger. Viele von ihnen hat Vreeland ablichten lassen, noch bevor sie berühmt wurden. Sie hat aus Models Persönlichkeiten gemacht und aus Persönlichkeiten Models. Sie selbst war ungewöhnlich, exzentrisch, fordernd, ja, Angst einflößend und wusste immer genau, wie eine Fotostrecke auszusehen hatte.
Klingt ein bisschen nach Anna Wintour, an die Meryl Streeps Rolle in „Der Teufel trägt Prada“ angelegt ist. Kein Wunder, denn Vreeland war ihre Vorgängerin bei der Vogue. Die Dokumentation zeigt passenderweise viele Fotostrecken aus der Vogue. Verwebt sie mit Interviewmaterial ihrer Bewunderer oder auch Assistenten, die unter ihr gelitten haben, und ihrer Söhne, die sie vermisst haben. Sie war eine wirklich starke Frau, eine Visionärin mit dem Mut, zu sagen und tun, was sie will. Von ihr stammen so Sätze wie: “You’re not supposed to give people what they want. You’re supposed to give them what they don’t know that they want yet.” Oder: “The bikini. It was the biggest thing since the atombomb”.
Mode war für Diana Vreeland viel mehr als nur Stoff auf Haut – an Mode, so sagte sie, kann man sogar Revolutionen ablesen:
You can see even the revolution in clothes, you can see everything in clothes.
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