Neue Musik: Vex Ruffin

9 Posted by - 8. November 2013 - Pop

Im Grunde sei es wirklich ganz egal, ob Musik nun in einem 10-Millionen-Dollar-Studio aufgenommen werde oder in einem Wohnzimmer mit Laptop und 50-Euro-Billigequipement – das sagte mir vor kurzen eine Lo-Fi-Musikerin in einem Interview. Ob sie das nun esoterisch meint – It’s all about the attitude! – oder im Sinne individueller Do It Yourself-Selbstermächtigung, ist weniger wichtig, als eine Tatsache der Gegenwarts-Popkultur, die diese Bemerkung nochmal so schön auf den Punkt bringt: Jeder kann heute Musik machen, einfach so zu Hause auf der Couch, am Küchentisch. Man braucht noch nicht mal ein Instrument spielen oder singen können. Musikmachen ist plötzlich Hobby und ernsthafte Kunst zugleich. Schöne neue Technik.

Platz macht das vor allem für Freigeister und Experimentalisten, deren Musik auf irgendwelchen Wegen dann doch im Labelkosmos landet. Einer solchen Begebenheit verdanken wir die Musik von Vex Ruffin. Minimalistisch und rau ist sein Sound – irgendwo im Hallraum von Post-Punk-Gedankenspielen, Hip Hop-Sampling und zeitgenössischen Psychedelic. Kratzig dröhnen die Verstärker und der Vocoder-gepitchte Gesang.

Nach drei EPs erscheint nun der erste, selbstbetitelte Longplayer des philippinischstämmigen Kalifoniers aus dem L.A.-Vorort Chino Hills, dessen musikalischer Misch-Sound wohl aus Highschool-Obsessionen mit Rapper DMX und dem 80er-Wave von The Cure entstand. Vex Ruffins Sound ist die Musik eines kalifornischen Skaters, der Gitarrenpunk machen will, ohne überhaupt Gitarre spielen zu können. Stattdessen erzeugt er eben mit einem Finger auf den Saiten Klänge, die er dann mit einem SP-303-Sampler bearbeitet und verschraubt sie mit ein paar elektronischen Frickeleien  zu Songs wie dem metallisch stampfenden Mid Tempo-Track „Prime Of My  Life“ oder „Living for the Future“ mit seinen mantraartigen, halligen Gesangsschleifen: „I’m living for the past / I’m living for the future / I’m living the moment“, singt Vex Ruffin, als könne, als wolle er sich nicht entscheiden. Seine Musik jedenfalls flimmert zwischen den Zeiten:  Elektro-Lo-Fi, der sich seine Grooves uns rollenden Basslines vom Hip Hop leiht und den kalten, schnörkellosen Industrie-Charm beim Punk.

Vex Ruffin – Prime of my life auf Soundcloud

Tagsüber liefert Vex Ruffin übrigens UPS-Päckchen aus. Beim Indie-Label Stonesthrow (J Dilla, Aloe Blacc, Mayer Hawthorne) ist er der erste Künstler den Labelboss Peanut Butter Wolf auf Grund eines Initiativ-Demos unter Vertrag nahm. Eine dieser Musiker-Geschichten, die dem Einbruch der Technik in das alltägliche Leben geschuldet ist.

Vex Ruffin, Vex Ruffin, 12.11.13 [Stones Throw]Foto von M.Pullman

 

Vex Ruffin …

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