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Fresh List: Shamir, LaFawndah, Deers

10 Posted by - 20. Juli 2014 - Pop

Mit neuer Musik ist es ein bisschen so wie mit Kräutermedizin – so vielfältig, wie sie in hunderttausenden Mischungen durchs Netz gespült wird, muss sie erst mal bei einem „Patienten“ ankommen, der sie zu schätzen weiß. Den sie  an einem Montagmorgen in Euphorie versetzen kann. Oder an einem strahlenden Sommertag in bitterschönste Melancholie. Den sie in der Magengrube kribbelt oder mitwippen lässt. Gute Kandidaten dafür sind unsere Newcomer der Woche. Listen Up!

 

SHAMIR

An den groovy 80er-R’n’B von Janet Jackson und Prince erinnert die Musik von Shamir Bailey. Es ist der Sound, der wohl unweigerlich dabei herauskommen muss, wenn ein Kind der Neunziger inmitten der Songs von Nina Simone und Outkast aufwächst. Der 19-jährige Newcomer aus Las Vegas sorgte schon Anfang des Jahres mit der Single „If It Wasn’t True“ für einiges Aufsehen im Netz.

Mit jugendlich-hohem Falsettgesang, mit dem man mal den frühen Micheal Jackson, mal die androgyne Grace Jones der „Nightclubbing“-Phase herbeizitiert, gleitet er lässig über ein Soundbett aus R’n’B-, Funk- und 90s-Housemusik-Versatzstücke. Ein „Breakup-Song“ als Clubmusik. Jetzt gibt es endlich auch eine ganze EP. „Northtown“. Unbedingt anhören! Zum Tanzen und Schwelgen.

 

LAFAWNDAH

Die Entdeckung der letzten Woche ist der exotische Globalisierungs-Sound von LaFawndah. Wie ihre Musik ist die Frau hinter diesem Projekt, Yasemine Dubois, ein Kind der Culture-Clash-Realität des 21. Jahrhunderts: Aufgewachsen ist sie in Paris, ihre Familie stammt aus England, Ägypten und dem Iran. Nach dem Kunstgeschichts-Abschluss arbeitet sie in Contemporary Art-Galerien in New York und Mexiko. Ihre Debüt-EP entstand schließlich über Umwege auf der karibischen Inselgruppe Guadeloupe, französisches Überseegebiet, mit der befreundeten portugiesischen Produzentin Garagem Banda im Studio von Zouk-Sound-Altmeister Jean Claude Bichara.

Und im Grunde klingen die Songs auf „LaFawndah“ auch nach genau dieser Entstehungsgeschichte: Es ist ein Mix aus tropisch wildem Naturgetöse (man hört Froschgequake und Elektronik, die an zirpende Insektenschwärme erinnert) und Moombahton-Clubsound, aus karibischem Dancehall und kühl, hämmernden Industrial-Techno. Songs wie „Jungle Exit“ und „Chili“ sind aufregend hitzige und zugleich angenehm zwanglose Worldbeat-Hybriden aus pumpender Bassmusik und sonnige Insel-Grooves.

Angeblich sind alle Song-Ideen beim Nacktbaden im Swimmingpool entstanden. Und „LaFawndah“ ist die Art Sommermusik, der man das unbedingt abkauft. „Give me skin, give me skin,“ singt sie in „Butter“, „Let me hear my bones crunkingund“Hear our teeth bang bang“. Verführerisch rauer Sextalk für die Tanzfläche in schwülen Sommernächten.

 

DEERS

Der Bandname klingt erstmal nach mitteleuropäischem Mischwald, nach morgendlicher Taufrische auf einer einsamen Lichtung, auf der kauende Rehe verschreckt in die Gegend schauen. Die Musik der beiden Spanierinnen Ana Garcia Perrote und Carlotta Cosials ist dann aber doch ganz anders: frecher, fiesta-typisch verbummelter Garage-Pop.

Angenehm unprätentiös, versonnen und euphorisch wie zwei Teenage-Girls auf einem Roadtrip Richtung Meer trällern die Beiden in „Bamboo“, einem von zwei Songs auf ihrer Debüt-EP „Demos“. Man hört Surf-Pop und Psychedelisches, ein bisschen Punk und den Hall von Fuzz-Gitarren. Es ist nostalgischer Soundmix im perfekten Gleichgewicht. Die beste Idee für ein heißes Wochenende wie dieses: Handtuch einpacken, Deers‘ Musik voll aufgedrehen und zum nächsten See kurven!

 

 

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